Social Media und Natur – Symbiose oder Konflikt?
In den heutigen Zeiten gehören Social Media und Natur einfach zusammen.
Hier ein paar Urlaubsfotos teilen, dort einen kurzen Livestream von der imposanten Bergsicht – oder Drohnenflüge über atemberaubende Seen und Landschaften.
Atemberaubende Seen haben wir hier in Bayern zahlreich – besonders im Süden Bayerns, wo die Alpen zahlreiche Flüsse und Seen speisen.
Aus gutem Grund werden – und wurden – gerade die einzigartigen Locations in den touristischen Hotspots von Einheimischen unter „Verschluss“ gehalten.
Damit soll das Bekanntwerden in der breiten Masse und der damit verbundenen Massenansturm vermieden werden, um wenigstens einige wenige Rückzugsorte auch für die Einheimischen zu haben.
Nun kann man an dieser Stelle sicherlich kritisieren, dass man doch nicht so egoistisch sein soll, und sein Wissen mit den Besuchern teilen soll.
Ja spinnts ihr?
Dass ebendieser Schutz solch einzigartiger Locations notwendig ist, zeigt das aktuelle Beispiel an einem namentlich nicht näher genannten Wasserfall am Königssee.
Früher ein Geheimtipp – durch Social Media und deren teils sehr reichweitestarken Influencern resultiert nun ein großes Problem.
Die Nationalparkverwaltung Berchtesgaden prangert in ihrem aktuellen Facebook-Post das unverantwortliche Handeln einer Instagram-Influencerin mit über 1,2 Millionen Followern an.
Besagte Influencerin war zu dem Wasserfall, welcher auch einen „Natural Infinity Pool“ beinhaltet, gereist und hatte Fotos von diesem Ort veröffentlicht.
Bereits in der Vergangenheit wurde – völlig zurecht – seitens der Parkverwaltung kritisiert, dass die zunehmenden Besucherströme mehr und mehr die Pflanzen- und Tierwelt zerstören.
Nicht zuletzt forderte der Drang nach dem ausgefallensten Foto genau an diesem Wasserfall schon einige Tote! Unbeeindruckt dessen gehen die Pilgerreisen zum Wasserfall munter weiter, wie aus dem umfangreichen Facebook-Post der Parkverwaltung hervorgeht:
„Der Run auf den Wasserfall forderte bereits Tote! Und die Natur mitten im Nationalpark wird immer mehr zerstört. Die Ufervegetation ist bereits komplett zertreten, Berge von Müll werden hinterlassen und illegale Lagerfeuer gemacht. Unbelehrbare campieren im Schutzgebiet, hinterlassen sogar ihre Billig-Zelte und Schlafsäcke. Das kann es doch nicht sein!“
Wie in den Kommentaren unter dem Facebook-Post der Parkverwaltung zu lesen ist, hatte wohl zuletzt sogar die Bergwacht versucht, diesen Fotospot zu zerstören.
Man hatte gezielt einen sogenannten Störer – einen großen Baumstamm – am Wasserfall platziert. Damit wollte man erreichen, dass das Gesamtmotiv entwertet und unattraktiv wird. Wie das aktuelle Beispiel zeigt, lassen sich solche Influencer auch davon nicht beirren.
Die Influencerin hat trotz Aufforderung der Parkverwaltung, den Post zu löschen, diesen – bis jetzt – noch immer online. Sie hat lediglich ihre Bildbeschreibung angepasst.
Von Verantwortungsbewusstsein der Influencerin kann hier wohl keine Rede sein. Denn dann würde man konsequent sein und diesen Instagrambeitrag löschen. Aber dann müsste man ja auf die Reichweite der Bilder verzichten….
Social Media und Natur scheint wohl zunehmend mehr einen Konflikt zu verursachen, als dass es die Schönheiten der Natur in die Welt trägt.
Wie geht’s besser?
Ich selbst bin natürlich auch auf diversen Social-Media-Plattformen unterwegs und veröffentliche auch auf selbigen meine Fotos. Allerdings begebe ich mich bei der Fotografie weder in Lebensgefahr, noch animiere ich Leute zur Nachahmung. Zudem habe ich nicht annähernd eine solch riesige Community.
Meine Drohne beispielsweise habe ich aufgrund der immer strenger werdenden Gesetze – nicht zuletzt „Dank“ solcher Aktionen – seit einem Jahr nicht mehr gestartet.
Am Besten wäre es, unberührte Locations zu respektieren und vielleicht nicht zu betreten bzw. fotografieren. Oder zumindest die Fotos dann nicht zu veröffentlichen. Insbesondere wenn man zahlreiche Follower hat.
Ist Rücksichtnahme so schwer?
Was offensichtlich oft vergessen wird:
Weniger als 1% der Landesfläche in Deutschland sind Nationalparks. Diese Fläche ist also vergleichsweise winzig zum Rest des Landes. Es sollte also in unser aller Interesse sein, besonders diese noch verbliebene Fläche zu schützen und zu respektieren.